Stuhldiagnostik/Darmerkrankungen
Wir unterstützen Sie bei der Darmkrebsvorsorge
Die Integrität des Gastrointestinaltrakts als größte Körperoberfläche wird durch Infektionen, Entzündungen und Entartungen gefährdet. Geeignete Markersubstanzen im Stuhl erlauben eine zuverlässige Labordiagnostik als wichtige Ergänzung zu etablierten, konventionellen Verfahren. Infektionen mit Helicobacter pylori, chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sowie die Darmkrebsvorsorge sind Paradebeispiele für einen sinnvoll abgestimmten Einsatz geeigneter Methoden, die eine ausgewogene Balance zwischen Aussage und Nutzen, Belastung des Patienten und verursachten Kosten unterstützen.
Der Nachweis von okkultem Blut im Stuhl hat noch immer einen hohen Stellenwert in der Darmkrebsvorsorge. Die seit langem gebräuchlichen, einfachen Farbtests auf Guajakharz-Basis können allerdings den heutigen Ansprüchen an Sensitivität, Spezifität und präanalytische Anforderungen nicht befriedigend genügen. Falsch negative Ergebnisse sind ebenso an der Tagesordnung wie falsch positive. Hochqualitative, antikörperbasierte immunologische Labortests (EIA) weisen das irreguläre Auftreten von Hämoglobin mit wesentlich besserer Genauigkeit und Reproduzierbarkeit nach. Dabei deuten Hämoglobin-Erhöhungen im Stuhl auf einen Blutungsprozess im unteren Verdauungstrakt, während der Haemoglobin-/Haptokomplex auch obere gastrointestinale Blutungen detektieren kann, die ansonsten durch die Abbindung des Hämoglobins durch das Fängerprotein Haptoglobin verpasst würden.
Ein völlig anderes Nachweiskonzept pathologischer Veränderungen im Darm stellt die M2-Pyruvatkinase dar. Der immunologische Test weist erhöhte Aktivitäten einer pathologischen Isoform des Glucose-Stoffwechsel-Enzyms nach, die vermehrt zum Beispiel bei entzündlichen Reizen und Tumoren auftritt. Kombiniert mit den immunologischen Verfahren zum Blutnachweis im Stuhl (siehe oben) erhöht sie die Sensitivität der Erkennung eines pathologischen Prozesses noch nennenswert.
Ab dem 1.04.2017 ersetzt der quantitative, immunologische Stuhltest zum Nachweis von fäkalem okkultem Blut im Stuhl (iFOBT) den derzeit verwendeten Guajak-basierten Test (gFOBT) in der Darmkrebsvorsorge.
Nachfolgend finden Sie
- unsere Laborinformation zu dem Thema mit allen relevanten Informationen zur Anforderung, Durchführung und Vergütung.
- die Anleitung zur Stuhlprobenentnahme für Patienten
Entnahmeanleitungen in weiteren Sprachen finden Sie unter Entnahmeanleitungen
Die Stuhlentnahmesysteme für die präventive Vorsorgeuntersuchung bei uns im Versand (Tel. 0421/2072-199) erhältlich. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir nur eine begrenzte Anzahl der speziellen Entnahme- und Transportröhrchen zur Verfügung stellen können.
Sie erhalten von uns
- das Röhrchen mit integriertem Entnahmedorn und gepufferter Stabilisatorlösung,
- eine Aufkleber zur Beschriftung mit dem Patientennamen
- eine flüssigkeitsdichte Umverpackung mit Saugeinlage und
- eine Anleitung zur Stuhlprobenentnahme für Patienten.
Bitten Sie den Patienten, die Probe noch am Tag (nach) der Gewinnung beschriftet in der Umverpackung in die Praxis zurück zu geben. Lassen Sie uns die Proben dann bitte auf dem gewohnten Weg zukommen.
Wichtig: Bitte ausschließlich die von uns gestellten Röhrchen verwenden und zurückgeben, keine Fremdfabrikate!
Klinische Anzeichen einer gestörten Darmfunktion, wie Durchfälle, Krämpfe, Unwohlsein, Schmerzen, Blähungen etc., können von verschiedenen Ursachen hervorgerufen werden. Ohne weitergehende Diagnostik ist eine eindeutige Zuordnung meist nicht möglich. In Frage kommen u. a. funktionelle Beschwerden (z. B. irritables Colon), viral und bakteriell bedingte Infektionen und nichtinfektiöse, entzündliche Veränderungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Während infektiöse Ursachen im akuten Fall am besten durch den direkten Erregernachweis abgeklärt werden, standen bis vor kurzem keine zuverlässigen Laboruntersuchungen für die Unterscheidung von funktionellen und entzündlichen Veränderungen zur Verfügung.
Dies hat sich mit der Einführung von spezifischen labormedizinischen Stuhlanalysen grundlegend geändert.
Calprotectin und Lactoferrin sind zwei Bestandteile der polymorphkernigen, neutrophilen Granulozyten. Ihr Nachweis in erhöhter Konzentration im Stuhl stellt einen direkten Marker der entzündlichen Invasion ins Darmlumen dar, und ist zur Diagnosestellung ebenso geeignet wie zur Therapiekontrolle. Vielerorts haben die beiden Marker bereits invasive Verfahren (Röntgen, Endoskopie) ersetzt. Beide Marker haben praktisch gleichwertige Aussagekraft, unterscheiden sich aber bei pädiatrischen Proben: während Calprotectin bei Säuglingen und Kleinkindern physiologisch in höheren Konzentrationen vorkommt, erreicht Lactoferrin sehr schnell das Niveau wie beim Erwachsenen. Dementsprechend bedarf es zwingend altersabhängiger Referenzbereiche.
Neben der zellulären Invasion ist vielfach auch der Nachweis einer Plasmainfiltration ins Darmlumen von Bedeutung (zum Beispiel beim sogenannten leaky gut-Syndrom). Als wichtigster Marker gilt das α1-Antitrypsin, ein Serumprotein das durch seine geringere Molekülgröße durch undichte Blutgefäße ins Darmlumen sickern kann, ohne dass es zu echten Blutungen kommt – anders als das gelegentlich noch verwendete Albumin. Moderne immunologische Nachweisverfahren (EIA) haben in der Analyse die früher gebräuchlichen Immundiffusions- und nephelometrischen Methoden dank höherer Spezifität und Reproduzierbarkeit abgelöst.
Einen weiteren, spezifischen immunologischen Abwehrmechanismus des Darms stellt die Abgabe des sekretorischen IgA (sIgA) ins Lumen dar. Sie sollte nicht mit dem gelegentlich noch untersuchten Gesamt-IgA verwechselt werden, das per Diffusion oder Blutung aus dem Plasma in den Stuhl gelangen kann, und dort keinerlei spezifischen Hinweis auf einen entzündlichen Prozess gibt. sIgA aus den Plasmazellen der Lamina propria des Darms richtet sich gezielt gegen bakterielle, virale und andere Antigene und bindet diese immunologisch, so dass schädliche Prozesse vermindert oder unterbunden werden. Während erhöhte Konzentrationen auf eine intensivierte immunologische Abwehrreaktion des Darms hindeuten, zeigen verminderte Konzentrationen eine (partielle) Schwäche des spezifischen serologischen Abwehrsystems an; sie sind oft vergesellschaftet mit Allergien, Immunsuppression und erhöhter Infektanfälligkeit.
Die ordnungsgemäße Verwertung und Resorption der Nahrung im Darm wird durch eine Vielzahl von Einzelfaktoren mitbestimmt, die erst im abgestimmten Zusammenspiel eine effiziente Verdauung ermöglichen. Insbesondere sind hier die Ausschüttung der emulgierenden Gallenflüssigkeit sowie die enzymatischen Sekrete des Pankreas zu nennen. Die quantitative Bestimmung der Gallensäuren im Stuhl gibt einen guten globalen Anhalt über die Funktionstüchtigkeit des exokrinen Leber-/Gallensystems, bei speziellen Fragestellungen ist auch die Aufschlüsselung der einzelnen Gallensäuren möglich. Die Quantifizierung der Pankreas-Elastase im Stuhl wird als bester Marker der exokrinen Pankreasfunktion angesehen, wie sich in vielen Studien gezeigt hat. Die früher gebräuchlichen Trypsin- bzw. Chymotrypsin-Analysen bleiben speziellen Einzelfällen vorbehalten, ebenso wie Lipase und Amylase. Die Effizienz der Verdauung und Resorption von Lipiden lässt sich gut mit dem Schlüsselmarker der freien Fettsäuren im Stuhl bewerten.
Die klassische, mikrobiologische Untersuchung des Stuhls zur kulturellen Erregeranzucht bei Infektionsverdacht wird in zunehmendem Maße durch Antigen- und Nukleinsäurenachweise ergänzt bzw. sogar ersetzt. Die hohe Geschwindigkeit des Nachweises bakterieller (z. B. Campylobacter, Shigatoxine, Clostridium difficile) und parasitärer Erregerantigene (Lamblien, Amöben, Kryptosporidien), erlaubt schnelle und zielgerichtete Maßnahmen, bei empfindlichen Erregern wie Helicobacter pylori ist er auch zur Therapiekontrolle sehr gut geeignet. Virusnachweise (vor allem Noro-, Rota-, Adenoviren) im Stuhl sind heute praktisch ausschließliche Domänen der modernen Verfahren. Eine besondere Herausforderung stellt die EHEC-Diagnostik dar. Zur sicheren Erfassung dieser bedeutsamen Infektion stützen wir uns auf den Toxinnachweis mit EIA und Zytotoxizitätstest, den typendifferenzierten PCR-Nachweis, sowie den kulturellen Erregernachweis mit Serotypisierung. Diverse wissenschaftliche Publikationen zeugen von unserem besonderen Engagement gerade auf diesem Gebiet.
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Laborinformationen:
Krebsvorsorge durch Stuhluntersuchungen
Darmkrebs-Früherkennung mit dem immunologischen Stuhltest (iFOBT)
Lactoferrin und Calprotectin im Stuhl
sensitive und spezifische Labormarker bei endzündlichen Darmerkrankungen
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bei medizinisch-fachlichen Fragestellungen:
Dr. med.
Andreas
Gerritzen
— Facharzt für Laboratoriumsmedizin und Mikrobiologie —
Tel.: +49 (0)421 2072-108
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