Zecke entfernen - aber richtig
Zeckenalarm!
Jetzt heißt es Ruhe bewahren. Ein Zeckenstich ist kein akuter Notfall, sondern ein Ereignis, das jedes Jahr tausenden Menschen und noch viel mehr Tieren widerfährt, ohne dass man gleich daran stirbt. Aber ganz auf die leichte Schulter sollte man es auf der anderen Seite auch nicht nehmen, denn die oben erwähnte Infektionsgefahr ist real vorhanden. Also soll die Zecke raus aus der Haut, und zwar bald. Je länger man zuwartet, desto höher wird nämlich das Borrelioserisiko. Für die FSME und die Ko-Infektionen ist dieser zeitliche Zusammenhang dagegen nicht gesichert. Aber wie holt man die Zecke am besten aus der Haut?
Bitte keinen Flüssigkleber draufgeben, um sie zu ersticken, auch kein Öl und keine Hautcreme, und auch keinen Nagellack auftragen. Falsch wäre es auch, die Zecke jetzt mit den einfach viel zu dicken Fingern zu greifen und dabei auszuquetschen. Denn mit all diesen gut gemeinten, aber falschen Sofortmaßnahmen würde man das Risiko erhöhen, dass eventuell im Inneren der Zecke enthaltene Krankheitserreger erst so richtig durch den Stichkanal unter die Haut ins Gewebe gedrückt werden und sich dort einnisten. Nach kurzer Zeit könnten sie dann beginnen, den Menschen zu infizieren.
Richtig ist vielmehr eine spezielle Zeckenpinzette. Gemeint ist nicht die normale Haushaltspinzette oder vielleicht eine aus dem Nagel-Necessaire, denn mit diesen Pinzetten kann man den Leib der Zecken nicht unterfahren, um nur vorn am Kopf, an der Ansatzstelle der Stichwerkzeuge zuzufassen. Man würde zwangsweise immer den ganzen Zeckenleib mit greifen und diesen dabei ausquetschen.
Die spezielle Zeckenpinzette hat vorne ganz fein auslaufende, gebogene Enden, mit denen man sehr feinfühlig die oft flach auf der Haut aufliegende Zecke aufrichten und dann unterfahren kann. Man zieht dann vorsichtig und gleichmäßig unter sanftem, aber stetigem Zug die Zecke nach oben heraus. Die Zecke hält dabei zunächst noch fest, und es ist ganz normal, beim Zug mit der Pinzette einen Hautzipfel mit nach oben zu ziehen. Nicht ruckartig reißen, denn sonst reißt man die Zecke entzwei, und es bleiben die Stichwerkzeuge in der Haut zurück. Wenn die Zecke sehr hartnäckig festhält, kann man auch ein paarmal vorsichtige Auf- und Abwärtsbewegungen machen.
Je nach Übung und Neigung bevorzugen manche Menschen auch eine Zeckenkarte als Werkzeug. Die Vorgehensweise ist ähnlich. Auch Zeckenzangen, die man von oben aufsetzt und bei denen dann per Knopfdruck von beiden Seiten feine Greifleisten wie bei einem Schaufelbagger unter die Zecke fahren, können erfolgreich eingesetzt werden.
Zecken haben bekanntlich kein Gewinde an ihren Stichwerkzeugen. Sie müssen deshalb beim Herausziehen auch nicht in die eine oder andere Richtung gedreht werden. Wenn man es trotzdem ganz vorsichtig mit eine Vierteldrehung hin und her versucht, lässt sie aber vielleicht manchmal eher los und kann dann leichter herausgezogen werden. Nur bitte nicht zu viel drehen! Der Zeckenkopf reißt dabei leicht ab, und es bleiben Reste in der Haut zurück.
Die Hautstelle, in der eben noch die Zecke gesessen hat, ist sicherlich ein wenig gerötet. Es kann auch ein bisschen jucken, und die Stelle ist vielleicht ein wenig erhaben. Eine Desinfektion mit einem in der Apotheke erhältlichen Hautdesinfektionsmittel verhindert, dass jetzt noch nachträglich Keime in die kleine Wunde eingeschleppt werden und zu einer Infektion führen. Die Hautrötung sollte eine Größe von etwa einem bis eineinhalb Zentimeter nicht überschreiten, und sich ganz von selbst innerhalb der nächsten ein bis zwei Tage zurückbilden.
Wenn die Rötung nicht zurückgeht, sondern sich ausbreitet, wenn die Schwellung zunimmt oder die Stichstelle schmerzt, heiß wird und pocht, oder wenn Sie Fieber bekommen und sich krank wie bei einer Grippe fühlen, sollten Sie einen Arzt Ihrer Wahl aufsuchen, der Ihnen professionelle Hilfe geben kann. Das gleiche gilt auch für den Fall, dass trotz aller Vorsicht Reste der Zecke in der Haut zurückgeblieben sind, die sich nicht mit der Karte oder einer Pinzette greifen und herausziehen lassen. Meist kommen diese Stückchen in den nächsten Tagen ganz von allein aus der Haut heraus, manchmal muss man aber dabei auch mit einer Kanülenspitze oder einem Miniskalpell nachhelfen.